14.03.2019 | XING

Digitalisierung: Die meisten Berufstätigen verfügen über gefährliches Halbwissen

  • Mehrheit der Arbeitnehmer fühlt sich gut auf die Digitalisierung vorbereitet
  • Lediglich „Cloud“ und „Big Data & Analytics“ bereits im Berufsalltag angekommen
  • Nur die wenigsten Berufstätigen wenden digitale Technologien tatsächlich an
  • Arbeitgeber setzen auf kurzfristige Lösungen anstatt auf tiefgreifende Veränderungen

Hamburg, 14. März 2019 – Die Digitalisierung ist der zentrale Treiber für Innovationen und den Wandel der Arbeitswelt. Den Wissensarbeitern, also den gut ausgebildeten Fachkräften in den Unternehmen, kommt dabei eine besondere Vorreiterrolle zu. Daher sollte man davon ausgehen, dass Unternehmen ihre Kompetenzen in diesem Schlüsselbereich fördern und umfassende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Die Realität sieht etwas anders aus. Accenture Strategy und XING haben in Kooperation mit Statista rund 5.000 Berufstätige aus dem XING-Netzwerk aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Stand der Digitalisierung ihrer Arbeitswelt befragt. Die zentrale Erkenntnis: Die meisten digitalen Technologien sind den Befragten theoretisch bekannt, werden allerdings nicht praktisch angewendet. Die gesamte Studie steht hier zum Download bereit.

Die Mehrheit der Arbeitnehmer fühlt sich gut auf die Digitalisierung vorbereitet

Das Positive zuerst: 54 Prozent der Befragten bewerten die Bemühungen zur Vorbereitung auf die Digitalisierung seitens ihres Arbeitgebers als positiv. 29 Prozent stehen diesen Anstrengungen neutral gegenüber und nur 17 Prozent stellen ihrem Arbeitgeber ein mangelhaftes Zeugnis aus. Vorreiter in diesem Feld sind Startup-Unternehmen, deren Angestellte sich sogar zu 62 Prozent gut auf die Digitalisierung vorbereitet fühlen, während Konzern-Mitarbeiter mit 58 Prozent knapp dahinter rangieren. Auf dem letzten Platz in diesem Ranking finden sich Mittelständler wieder – dort sehen nur 48 Prozent der Mitarbeiter ihre Arbeitgeber im Soll. Auch bei den Branchen zeigen sich spannende Unterschiede. Branchen, die stärker beruflich von der Digitalisierung betroffen sind, zeichnen sich durch eine im Schnitt deutlich positivere Beurteilung der Arbeitgeber aus. Die Internet- und IT-Branche steht mit 73 Prozent an der Spitze, gefolgt von Beratungsunternehmen mit 70 Prozent und Telekommunikation mit 66 Prozent. Die hinteren Plätze belegen der Maschinenbau mit 42 Prozent, die Konsumgüterbranche mit 38 Prozent und der Sektor „Gesundheit und Soziales“ mit 36 Prozent.

Lediglich „Cloud“ und „Big Data & Analytics“ sind bereits im Berufsalltag angekommen

Bisher haben digitale Technologien die Arbeit von Fachkräften nur bedingt durchdrungen. Das zeigen die Ergebnisse der Befragung sehr deutlich. Gefragt nach der Bedeutung von ausgewählten Trends, stuften die Befragten im Schnitt nur „Cloud“ und „Big Data & Analytics“ als „relevant“ für ihre tägliche Arbeit ein. Geteilter Meinung sind die befragten XING-Nutzer bei der Bewertung von „Künstlicher Intelligenz“ und dem „Internet der Dinge“ – diese Technologien werden im Schnitt als „bedingt relevant“ eingestuft und spielen offenbar nur für einen Teil der Befragten bereits eine wichtige Rolle. Auf den hinteren Plätzen rangieren Anwendungen wie „Robotics“, „Virtual & Augmented Reality“, „Voice Control“, „3D-Druck“ und „Blockchain“, die durchschnittlich als „nicht relevant“ eingestuft werden. Dass die genannten Technologien für einzelne Berufsgruppen durchaus eine hohe Relevanz haben, ist dadurch selbstverständlich nicht ausgeschlossen. Dr. Moritz Hagenmüller, Managing Director Accenture Strategy, erläutert: „Es lässt sich erkennen, dass den Themen die größte Relevanz zugeschrieben wird, die geradezu universell anwendbar über alle Funktionen und Branchen hinweg anwendbar sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Digitalisierung den Alltag vieler Wissensarbeiter noch gar nicht richtig berührt. Während das bei speziellen Technologien noch angehen mag, ist das bei den großen Themen Big Data und Künstlicher Intelligenz schon ein größeres Problem. Um sich für die Zukunft zu wappnen, müssen sich Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen zukunftsfähig aufstellen.“ Immerhin scheinen sich die Berufstätigen der anstehenden Veränderungen bewusst zu sein. Während die Befragten sämtlichen genannten Technologien eine steigende Relevanz zutrauen, sehen sie für „Big Data & Analytics“ und „Künstliche Intelligenz“ das größte Potenzial für eine noch höhere Relevanzsteigerung in der näheren Zukunft von drei bis fünf Jahren.  

Nur die wenigsten Berufstätigen wenden relevante digitale Technologien tatsächlich an

Eine Vertrautheit mit den Begrifflichkeiten der Digitalisierung heißt noch lange nicht, dass die Befragten, bei denen es sich überwiegend um „Wissensarbeiter“ handeln dürfte, tatsächlich über praktische Kenntnisse mit den Technologien verfügen. Im Gegenteil: Die Befragten offenbaren gefährliches Halbwissen. Bis auf „Cloud“ und „Big Data & Analytics“ hat immer nur eine Minderheit der Befragten die entsprechenden Technologien überhaupt schon einmal genutzt. Die größte Kompetenzlücke besteht im Fall der „Blockchain“-Technologie – nur 12 Prozent der Befragten haben sie schon einmal angewendet. Nur 17 Prozent können konkrete Erfahrungen im Umgang mit Robotern vorweisen, 19 Prozent mit „3D-Druck“ und mit „Künstlicher Intelligenz" haben sich erst 28 Prozent praktisch auseinander gesetzt. Das kommt einem alarmierenden Befund gleich. Während die Befragten diesen Schlüsseltechnologien eine steigende Relevanz für die Zukunft bescheinigen, besteht schon in der Gegenwart eine große Kompetenzlücke, die dann weiter anzuwachsen droht. Wenn man diese Kompetenzlücken auf einzelne Funktionen in Unternehmen herunterbricht, haben besonders Mitarbeiter im „Vertrieb und Handel“ sowie erstaunlicherweise „Personalwesen“ Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Denn gerade Personaler stehen schließlich in der Verantwortung, die Mitarbeiter so weiterzubilden, dass sie für die Aufgabenfelder der Zukunft gewappnet sind.

Arbeitgeber setzen auf kurzfristige Lösungen anstatt auf tiefgreifende Veränderung

Wie reagieren Unternehmen auf diese Herausforderung? Die Studie zeigt, dass die Befragten durchaus mit dem Bemühen ihres Arbeitsgebers zufrieden sind, Rahmenbedingungen für die Anwendung digitaler Technologien und neuer Arbeitsformen zu schaffen. Die Unternehmen beschränken sich jedoch immer noch mehrheitlich auf schnell umsetzbare Maßnahmen wie das Bereitstellen von mobiler Hardware, die immerhin 83 Prozent der Befragten von ihren Arbeitgebern erhalten. Nur rund die Hälfte der Befragten kann bei ihrem Arbeitgeber auch von Ausstattung zum kreativen Arbeiten (55 Prozent) oder gar von agilen Teamstrukturen (45 Prozent) profitieren. Immerhin bei 45 Prozent der Befragten sind noch digitale Kollaborationstools im Einsatz. Auffällig ist, dass nur 18 Prozent der befragten Teilnehmer angeben, Anerkennung bei der Anwendung neuer Technologien und digitaler Trends zu erhalten. „Oft wird beim Thema ‚Digitalisierung‘ an Technik gedacht. Die kulturellen Implikationen werden eher wenig berücksichtigt. Dabei gehört nach unserer Erfahrung beides eng miteinander verzahnt, um nachhaltig erfolgreich zu sein“, so Marc-Sven Kopka, Vice President External Affairs XING.

Interne und externe Arbeitgeberunterstützung lässt digitale Vorreiter entstehen

Wodurch zeichnen sich sogenannte „Digital Champions“ aus? Diese Arbeitnehmer nutzen digitale Technologien und Arbeitsmethoden in hohem Maße, verfügen im Vergleich zum Durchschnitt über deutlich ausgeprägtere digitale Kompetenzen und sind in diesem Fall zurecht zufriedener mit der Vorbereitung auf die Herausforderungen der Digitalisierung. Betrachtet man die Eigenschaften dieser „Digital Champions“, so wird deutlich, dass auch die Vorbereitung auf den Wandel der Arbeitswelt insbesondere eine Kulturfrage ist: Digitalen Vorreitern werden überdurchschnittlich stark Möglichkeiten zur internen und externen Kollaboration sowie Zugang zu Expertennetzwerken geboten. Zusätzlich erkennen die Führungskräfte dieser digitalen Vorreiter nicht nur die Anwendung von zukunftsweisenden Arbeitsmethoden und Technologien positiv an – sie fordern die Anwendung auch aktiv ein und leben die Arbeitsweisen vor.

Über Accenture Strategy  

Accenture ist ein weltweit führendes Dienstleistungsunternehmen, das ein breites Portfolio von Services und Lösungen in den Bereichen Strategie, Consulting, Digital, Technologie und Operations anbietet. Mit umfassender Erfahrung und spezialisierten Fähigkeiten über mehr als 40 Branchen und alle Unternehmensfunktionen hinweg – gestützt auf das weltweit größte Delivery-Netzwerk – arbeitet Accenture an der Schnittstelle von Business und Technologie, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und nachhaltigen Wert für ihre Stakeholder zu schaffen. Mit rund 469.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind, treibt Accenture Innovationen voran, um die Art und Weise, wie die Welt lebt und arbeitet, zu verbessern.

Über XING

Das führende berufliche Netzwerk im deutschsprachigen Raum begleitet seine Mitglieder durch die Umwälzungsprozesse der Arbeitswelt. In einem Umfeld von Fachkräftemangel, Digitalisierung und Wertewandel unterstützt XING seine mehr als 15 Millionen Mitglieder dabei, Arbeiten und Leben möglichst harmonisch miteinander zu vereinen. So können die Mitglieder auf dem XING Stellenmarkt den Job suchen, der ihren individuellen Bedürfnissen entspricht, mit den News-Angeboten von XING auf dem Laufenden bleiben und mitdiskutieren oder sich auf der multimedialen Plattform nwx.xing.com über die Veränderungen und Trends der neuen Arbeitswelt informieren. Anfang 2013 stärkte XING mit dem Kauf von kununu, der marktführenden Plattform für Arbeitgeberbewertungen im deutschsprachigen Raum, seine Position als Marktführer im Bereich Social Recruiting. 2003 gegründet, ist XING seit 2006 börsennotiert und seit September 2011 im TecDAX gelistet. Die Mitglieder tauschen sich auf XING in knapp 90.000 Gruppen aus oder vernetzen sich persönlich auf einem der mehr als 130.000 beruflich relevanten Events pro Jahr. XING ist an den Standorten Hamburg, München, Barcelona, Wien, Porto, Valencia und Zürich vertreten. Weitere Informationen finden Sie unter www.xing.com

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